Kastenfenster: vor allem in Altbauten nach wie vor beliebt
Doppelfenster, bestehend aus zwei starren Rahmen mit parallel angeordneten Glasflächen, tragen die Bezeichnung Kastenfenster. Mit diesem historischen Fenstertyp lassen sich ein hoher Schallschutz und eine gute Dämmwirkung realisieren, da sich zwischen innerem und äußerem Fensterflügel ein Luftpolster bildet. Kastenfenster zählen zu den ältesten Fensterarten. In Deutschland werden sie seit dem späten 16. Jahrhundert verbaut.
Geschichte der Kastenfenster reicht zurück bis in die Antike
Die ersten Kastenfenster hielten in unseren Breiten im späten 16. Jahrhundert Einzug. Ihre Geschichte reicht jedoch noch weiter zurück. Archäologen wiesen diesen Fenstertyp in antiken römischen Thermen nach. Dort kamen die Kastenfenster zwischen den unterschiedlich temperierten Bereichen der Badeanlagen zum Einsatz. Auch in den mit Fußbodenheizungen ausgestatteten Wohnräumen der Römer waren Kastenfenster verbaut, da sich mit ihrer Hilfe die Bildung von Kondensat vermeiden ließ.
Erst im 18. Jahrhundert waren Kastenfenster auch in Deutschland weit verbreitet. Bereits zu damaliger Zeit wussten die Menschen deren gute Dämmleistung zu schätzen. Getrieben von dem Gedanken, den Wärmeverlust weiter zu minimieren, wurde die Konstruktion stetig optimiert. Kommunale Vorschriften sahen mancherorts den Einbau von Kastenfenstern zwingend vor. Historische Doppelfenster hinken modernen Konstruktionen zwar bezüglich des Wärmedurchganges hinterher, galten ehemals jedoch als vorbildlich.
Aufbau und Funktionsweise von Kastenfenstern
Kastenfenster aus Holz basieren auf zwei starren Rahmen mit jeweils einer Verglasung. Die geschlossene Konstruktion gleicht der Form eines Kastens. Die Öffnungsrichtung der inneren und äußeren Flügel kann variieren. Lassen sich beide Flügel nach innen öffnen, erweist sich die Bedienung als besonders komfortabel. Zudem lassen sich Glasflächen und Rahmen bequem reinigen.
Schwenken die äußeren Fensterflügel nach außen und die inneren nach innen, wirkt das Kastenfenster optisch nach ansprechender. In dem Raum zwischen den Flügeln finden Blumen oder andere Dekorationselemente Platz. Zudem können bei dieser Öffnungsart größere Glasflächen verbaut werden. Während früher ausschließlich zweiflügelige Fenster verbaut wurden, sind heute auch einflügelige Varianten üblich.
Arten und Stile von Kastenfenstern unterscheiden sich
Kastendoppelfenster aus Holz prägen noch heute das Bild der Berliner Altbauten. Die hintereinander gesetzten Fenster verleihen den Fassaden eine beeindruckende Tiefe, die sich mit keinem anderen Bauelement erreichen lässt. Beim Berliner Kastenfenster schlagen beide Flügel nach innen auf. Hierbei müssen die Außenflügel etwas kleiner als die inneren sein. Ansonsten ließen sich nicht alle Flügel vollständig öffnen.
Das unterscheidet sie vom Hamburger Kastenfenster. Auch hier lassen sich die inneren Flügel nur nach innen öffnen. Die äußeren schwenken jedoch nach außen.
Die Österreicher unterscheiden zwischen Grazer und Wiener Kastenfenster. Beim Wiener Modell öffnen alle Flügel nach innen und entspricht damit dem Berliner Kastenfenster. Das Grazer Kastenfenster gleicht der Hamburger Variante: Die inneren Flügel schwenken nach innen, die äußeren nach außen.
Optik versus Komfort: Während die mit gegenläufigen Flügeln ausgestatteten Kastenfenster besonderen Charme versprühen, lassen sich ihre Konkurrenten leichter reinigen.
Vor- und Nachteile von Kastenfenstern
Vorteile von Kastenfenster
Kastenfenster im Altbau sind nach wie vor beliebt. Liegen Wohnungen an stark befahrenen Straßen, in der Nähe von Bahnstrecken oder Einflugschneisen, gewinnt ihr Schallschutz an Bedeutung. Experten empfehlen bei derartigen Wohnlagen Fenster der höchsten Schallschutzklasse 6. Die lässt sich jedoch mit herkömmlichen Fenstern nicht realisieren. Werden allerdings wie beim Kastenfenster zwei parallel ausgerichtete Fenster hintereinander verbaut, liegt ein Schalldämm-Maß von mehr als 50 Dezibel im Bereich des Möglichen.
Kastenfenster in der Architektur setzen optische Akzente, die sich mit kaum einem anderen Bauelement erreichen lassen. Doppelfenster als Kastenfenster sind ein echter Hingucker, verleihen sie der Fassade doch eine beeindruckende Tiefe. Kastenfenster und Architektur sind untrennbar miteinander verknüpft. Viele Altstadtfassaden verdanken Kastenfenstern ihren unvergleichlichen Charme.
Nachteile von Kastenfenstern
Der vergleichsweise aufwendige Einbau zählt zu einem der Nachteile der Kastenfenster. Da sie aus zwei unabhängigen Fenstern bestehen, verdoppeln sich auch die Kosten. Kastenfenster kommen damit wesentlich komplexer daher als allgemein übliche Konstruktionen. Den Einbau der Doppelfenster als Kastenfenster kann nur der versierte Handwerker bewerkstelligen.
Darüber hinaus sind Kastenfenster als Schallschutz zwar effektiv, aber auch teuer. Nur der versierte Fensterbauer kann das Kastenfenster im Detail erstellen. Soll eine Einfachverglasung gegen Isolierglas oder Wärmeschutzglas getauscht werden, muss häufig das gesamte Kastenfenster einer Neukonstruktion weichen.
Kastenfenster im Altbau sind übrigens meist Sonderanfertigungen, da die Fensteröffnungen von den heute gängigen Normmaßen abweichen.
Kastenfenster im Altbau unterliegen oft dem Denkmalschutz
Sollen historische Kastenfenster aus Holz saniert werden, gilt es die Bestimmungen des Denkmalschutzes zu beachten. Einfachverglasungen sind alles andere als energiesparend. Die stetige Belüftung der Kastenfenster beugt zwar der Schimmelbildung vor, verschlechtert aber auch deren Energieeffizienz. Da der Kastenfenster-Aufbau die Optik einer Fassade entscheidend prägt, sorgt der Denkmalschutz vielerorts dafür, dass Kastenfenster nicht einfach gegen jedes beliebige moderne Fenster ausgetauscht werden dürfen. Ist der Umbau der Kastenfenster zum Verbundfenster nicht möglich, müssen neue Fenster angefertigt werden. Originalgetreue Nachbauten haben ihren Preis. So sorgen zuweilen wirtschaftliche Gründe dafür, dass Sanierungen unterbleiben und historische Bausubstanz verfällt.
Wartung und Pflege von Kastenfenstern verlängert deren Lebensdauer
Kastenfenster sollten regelmäßig gereinigt werden. Mit einem weichen Tuch, reichlich Wasser und Neutralseife lässt sich Schmutz leicht von den lackierten Holzteilen entfernen. Weist die Lackschicht Schäden auf, ist ein neuer Anstrich unumgänglich. Nur so lässt sich verhindern, dass Feuchtigkeit ins Holz eindringt und zu größeren Schäden führt.
Auch die Dichtungen müssen sorgsam kontrolliert werden. Sind sie spröde oder rissig, sollten sie umgehend ersetzt werden. Als Pflegemittel haben sich Vaseline und Silikonspray bewährt. Beim Kastenfenster abdichten gilt die Regel, dass nur das innere Fenster komplett abgedichtet werden darf. So kann keine Feuchtigkeit aus dem Innenraum in den Kasten dringen. Der Schimmelbildung wird auf diese Weise vorgebeugt. Schlauchdichtungen aus Silikon eignen sich zum Nachrüsten, da sie auch bei ungleichmäßigen Spaltmaßen und Temperaturschwankungen zuverlässig abdichten.
Um die Leichtgängigkeit der Beschläge zu gewährleisten, sollten sie regelmäßig gefettet werden. Hierfür eignen sich harz- und säurefreies Öl oder spezielles Sprühfett.
Moderne Alternativen zu historischen Kastenfenstern
Fenster mit Einfachverglasung finden sich heute nur noch in Altbauten. Bereits seit 1978 ist deren Neuinstallation in Wohngebäuden im Zuge der ersten Fassung der Wärmeschutzverordnung untersagt. Moderne Kastenfenster sind daher mit Doppel- oder Dreifachverglasung ausgestattet.
Als Alternative zu den Kastenfenstern bieten sich die sogenannten Stilfenster an. Moderne Fensterkonstruktionen werden mit Dekorprofilen oder Verzierungen versehen. Optisch gleichen Stilfenster ihren historischen Vorbildern. Sie sind jedoch deutlich energieeffizienter und kostengünstiger als Kastenfenster-Neuanfertigungen.
Auch sogenannte Verbundfenster eignen sich als Kastenfenster-Ersatz. Die Optik beider Varianten ist identisch. Die Verglasung ruht jedoch in einer Nut, was für eine bessere Wärmedämmung sorgt. Dank spezieller Beschläge lassen sich beide Flügel gleichzeitig öffnen. Bei Sanierern erfreuen sich Verbundfenster inzwischen großer Beliebtheit.
Fazit: Kastenfenster mehr als ein Relikt vergangener Zeiten
Kastenfenster haben noch immer ihre Daseinsberechtigung. Sie verleihen Altbaufassaden eine beeindruckende Tiefe und sind fester Bestandteil historischer Stadtbilder. Der Kastenfenster-Schallschutz ist hervorragend. Dank moderner Materialien sind Kastenfenster im Aufbau auch bezüglich ihrer Energieeffizient anderen Fenstervarianten ebenbürtig. Viele denkmalgeschützte Gebäude verdanken ihren unvergleichlichen Charme nicht zuletzt den Kastenfenstern. Kastenfenster spielen in der Architektur also noch immer eine bedeutende Rolle, und das nicht ohne Grund.
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